Taylor-Wanne und die Entstehung von Agilität

Agilität als Antwort auf die Taylor-Wanne

Der Begriff Agilität begegnet uns nahezu täglich - doch nur wenige wissen, wie dieses Konzept wirklich entstanden ist. Dazu müssen wir uns anschauen, wie sich die Wirtschaft und Marktbedingungen in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Dabei hilft uns die sogenannte Taylor Wanne.

Die Taylor-Wanne

Um die Ursprünge der Agilität zu verstehen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Taylor-Wanne. Frederick Winslow Taylor, ein amerikanischer Ingenieur und Managementberater, entwickelte in den frühen 1900er Jahren Methoden zur Steigerung der Effizienz in der Produktion, die heute als “Taylorismus” bekannt sind.

Die Taylor-Wanne, benannt nach Taylor, beschreibt eine Phase in der industriellen Produktion, in der die Effizienzsteigerungen durch mechanistische und stark strukturierte Arbeitsweisen maximiert wurden. Taylor propagierte die Trennung von Planung und Ausführung sowie die Zerlegung von Arbeitsprozessen in kleinste Einheiten, um die Produktivität zu steigern.

Die Phasen der Taylor-Wanne

Die Taylor-Wanne lässt sich in mehrere Phasen unterteilen, die jeweils charakteristische Merkmale und Entwicklungen aufweisen:

Manufaktur-Zeitalter (bis ca. 1900)

Diese Phase war gekennzeichnet durch kleine, lokal ausgerichtete Handwerksbetriebe mit flexiblen, kundenorientierten und innovativen Auftragsarbeiten.

Die Wirtschaftsform in dieser Zeit kann man als Wertschöpfung durch individuelle Fertigung, und begrenzte Marktreichweite bezeichnen.

Zwischen Produzent und Käufer gab es eine enge Vernetzung und direkte Kommunikation über die Werkbank. Man produzierte die Ware je nach Auftrag und Nachfrage und verkaufte sie dann im eigenen Ort persönlich. Handel über die Dorf- oder Stadtgrenzen hinweg war eher ungewöhnlich.

Taylorismus (ab ca. 1900)

Langsam begann der Übergang zur Massenproduktion durch den Ausbau von Eisenbahn- und Straßennetzen, wodurch Transportkosten sanken und neue Märkte erschlossen werden konnten.

In dieser Phase wurde der Handel über die eigenen Stadtgrenzen hinaus, im eigenen Land erschwinglich und erstrebenswert. Auch wurde mehr und mehr Handel über die Ländergrenzen hinweg betrieben. Dank des Einsatzes von Maschinen wurde die Arbeit leichter und die Mitarbeitenden konnten an speziellen Arbeitsschritten eingesetzt werden.

Viele Arbeiter sind dadurch vom Land in die Stadt gezogen. Erste “Silos” entstanden, da das Wissen nicht über die komplette Produktion verteilt war, sondern man nur seine eigene Arbeit kennen musste (und teilweise auch durfte).

Die Herausforderungen lagen in der Optimierung der eigenen Abläufe zur Bewältigung der enormen Nachfrage und dem Fokus auf die Effizienzsteigerung.

Nach und nach wurden die Konzepte in nicht produzierende Unternehmensbereiche übertragen und Expertenwissen damit immer wichtiger, da die Arbeitsschritte aufgeteilt worden sind.

Beschrieben wird in dieser Phase auch die Einführung von Taylors „Scientific Management“, geprägt durch Trennung von Kopf- und Handarbeit, Anreizsysteme, Arbeitsteilung und systematische Personalauswahl.

Netzwerk-Ökonomie (ab ca. 2000)

Die Wirtschaft besteht aus komplexen, global vernetzten Märkten, die durch hohe Dynamik und Unsicherheit geprägt sind. Der Handel ist miteinander vernetzt und voneinander abhängig. Für Unternehmen ist die Fokussierung auf Innovationsfähigkeit und Flexibilität wichtig, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Zeitgleich ist auch die Art der Arbeit anders geworden. Es ist mehr Wissensarbeit erforderlich. Mitarbeitende wollen sich zudem wieder mehr einbringen und über ihren Tellerrand hinausschauen. Die Aufgaben werden komplexer und lassen sich nicht mehr direkt mit den bisher erprobten Lösungswege umsetzen. 

Die aufgebauten Unternehmensstrukturen mit festen Arbeitsbereichen passen nicht mehr zu den komplexen und sich schnell ändernden Marktbedingungen. Neue Arbeitsweisen und agile Methoden wie Scrum und Kanban, die auf Zusammenarbeit und schnelle Anpassung setzen, etablieren sich

Krisen in einem Land haben zumeist Auswirkungen auf viele weitere Länder. Auch globale Krisen wie Epidemien haben starken Einfluss auf das Geschehen in den einzelnen Ländern. 

In vielen Branchen ist die Arbeitswelt dabei, in einen eher chaotischen Zustand zu wechseln. Hierbei muss viel schneller auf Änderungen der Anforderungen reagiert werden. Auch die stärkere Verwendung von KI kommt zum Tragen. 

Die Taylor-Wanne ist an der Stelle nicht komplett, da dies einen neuen Abschnitt andeutet, für den es im Moment noch wenige Erfahrungswerte gibt. In absehbarer Zeit werden sich neue Arbeitsweisen entwickeln und etablieren, die auf diese neuen Bedingungen reagieren.

Agilität als Antwort auf die Taylor-Wanne

Der Weg zur Agilität

Doch wie führte die Taylor-Wanne zur Entstehung der Agilität? Die Antwort liegt in den Grenzen und Nachteilen der tayloristischen Ansätze. Während der Taylorismus zunächst erhebliche Produktivitätssteigerungen ermöglichte, wurde bald klar, dass diese Methoden auch Nachteile mit sich brachten:

Mangelnde Flexibilität: Die starren und stark strukturierten Arbeitsprozesse erwiesen sich als wenig anpassungsfähig an Veränderungen und neue Anforderungen.

Geringe Mitarbeiterzufriedenheit: Die Trennung von Planung und Ausführung führte zu einer Entfremdung der Arbeiter von ihren Aufgaben und verringerte die Motivation und Zufriedenheit.

Innovationshemmnisse: Die starke Standardisierung und Zerlegung der Arbeit in kleinste Einheiten erschwerte kreative Problemlösungen und hinderte Innovationen.

Diese Herausforderungen führten schließlich zu einem Umdenken und zur Entwicklung neuer Arbeitsmethoden, die mehr Flexibilität, Mitarbeiterbeteiligung und Innovationsfähigkeit ermöglichten.

Die Geburt der Agilität

In den 1990er Jahren kam es zur Geburt der Agilität als Reaktion auf die starren Strukturen des Taylorismus. Die Softwareentwicklung war ein Bereich, in dem die traditionellen Methoden besonders problematisch waren. Um schneller und flexibler auf Kundenanforderungen reagieren zu können, entwickelten Softwareentwickler neue Arbeitsweisen, die schließlich im Agilen Manifest von 2001 kulminierten.

Das Agile Manifest betont vier zentrale Werte:

1. Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge

2. Funktionierende Software über umfassende Dokumentation

3. Zusammenarbeit mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen

4. Reagieren auf Veränderung über das Befolgen eines Plans

Diese Werte stehen im starken Kontrast zu den Prinzipien des Taylorismus und repräsentieren eine neue, flexible und menschenzentrierte Herangehensweise an die Arbeit.

Fazit

Die Taylor-Wanne war eine wichtige Phase in der Geschichte der industriellen Produktion, die uns viel über Effizienz und Produktivität gelehrt hat. Doch ihre Grenzen und Nachteile haben den Weg für die Entstehung der Agilität geebnet. Heute profitieren wir von agilen Methoden, die mehr Flexibilität, Mitarbeiterzufriedenheit und Innovationskraft ermöglichen. Die Reise von der Taylor-Wanne zur Agilität zeigt uns, wie wichtig es ist, kontinuierlich nach besseren Arbeitsweisen zu suchen und uns den Herausforderungen der Zeit anzupassen.

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