Agile Bildung – Ist frühkindliche Bildung ein agiler Ansatz?

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Bei der frühkindlichen Bildung geht es um die Bildung von Kindern von der Geburt bis hin zum Vorschulalter. Die ersten Jahre gelten dabei als ein Zeitfenster mit besonderen Lern- und Entwicklungschancen. Das Wissen und die Fähigkeiten werden Stück für Stück erarbeitet und erlernt und der eigene Wissenshorizont erweitert. Dabei wird ein großer Wert auf die Eigeninitiative und Selbstorganisation gelegt. Kinder werden so zu Ko-Konstrukteure von Wissen und Kultur. Agile Bildung und die Parallelen zu Agilität in Unternehmen sind nicht zu übersehen. 😉

(Früh)agile Bildung

Es gibt verschiedene Ansätze agile Methoden und agile Bildung in einem Unternehmen einzuführen. Beliebt ist dabei der „Jetzt-geht’s-los“-Ansatz, in dem von heute auf morgen die gesamte Organisation auf agiles Arbeiten umgestellt wird.

Die frühagile Bildung hingegen betrachtet die Einführung agiler Methoden ähnlich wie die frühkindliche Bildung. Bei einem Neugeborenen ergibt es wenig Sinn, direkt mit dem ABC anzufangen oder mit ihm einen Marathon zu laufen.

Entwicklungsphasen agile Bildung

Agilität durchläuft mehrere Entwicklungsphasen. Im Konzept der frühagilen Bildung sind dies:

1. Hunger stillen

Die ersten Inhouse-Schulungen beginnen und die Idee des agilen Arbeitens und deren Auswirkungen werden erkannt und im Unternehmen verbreitet. Diese Phase der frühagilen Bildung ist geprägt durch:

  • Agilität wird noch gestillt. Sie ist noch nicht ganz entfaltet und wird sehr dosiert eingesetzt. Doch wenn jemand Hunger auf mehr (Informationen) hat, wird dieser Hunger bereits gestillt. Informationen werden bereitgestellt, Schulungsmaßnahmen begonnen und Unterstützer im Unternehmen gesucht.
  • Produziert volle Windeln. Oder anders ausgedrückt: nicht alles, was in dieser Phase herauskommt/ausprobiert wird, erlangt einen finalen Status und wird aufgehoben. Viele Dinge werden erprobt und es wird untersucht, ob es zur Organisation passt oder Anpassungen notwendig sind.
  • Eine Phase der Ungewissheit. Der Weg muss noch gefunden werden, vielleicht auch das Vorgehensmodell und die Prozesse. In der Organisation ist noch viel Ungewissheit zu den Zielen und dem eigentlichen Grund der Umstellung zu merken.
  • Lächeln geht bereits! Agilität einzuführen und agil zu arbeiten kann und sollte Spaß machen.

2. Krabbeln lernen

Die erste Ladung Wissen wurde verbreitet und Pilotprojekte gestartet. Wissen wird nun aktiv gesammelt und weiter erprobt. Die frühagile Bildung ist aber dennoch noch nicht an ihrem Ende angekommen. Bestandteile dieser Phase sind:

  • Langsam wird die (agile) Welt erkundet. Verschiedene Vorgehensmodelle wurden ausprobiert, Pilotprojekte fangen sogar schon an zu laufen und es findet ein aktiver Austausch der Erkenntnisse statt.
  • Bereit für neue Eroberungen. Pilotprojekte werden nach und nach ausgebaut und weiterführende Schulungen durchgeführt.
  • Vieles noch Unerreichbaraber dennoch bereits sichtbar. Beim Krabbeln ist der Kopf schon etwas höher und generell in einer anderen Position. Neue Dinge können jetzt gesehen werden und dies lässt den Wunsch reifen, diese auch noch auszuprobieren.

3. Laufen lernen

Die größten Hürden wurden genommen und die Pilotprojekte haben Laufen gelernt. Nun ist es an der Zeit, die breite Masse von den Vorteilen profitieren zu lassen. Diese Phase stellt den letzten Schritt der frühagilen Bildung dar und beinhaltet:

  • Sichtbares wird mehr und mehr erreichbar. Es wird nicht nur über Agilität gesprochen und in Pilotprojekten ausprobiert, sondern es hat tatsächlich eine Adoption in der breiten Masse stattgefunden.
  • Weitere Wege können gegangen werden. Beim Krabbeln kommt man weit. Mit dem Laufen allerdings viel weiter. Und so verhält es sich auch hier. Neue Wege werden jetzt beschritten, und es wird noch mehr Gepäck mit auf die Reise genommen.
  • Horizont erweitert. Das eine passende Vorgehensmodell gibt es vielleicht nicht. Die Organisation wird sich in dieser Phase vielleicht so aufgestellt haben, dass für jedes einzelne Projekt individuell darüber entschieden werden kann, was im vorliegenden Fall der idealste Ansatz ist. Die Organisation selbst ist jetzt der Master der Agilität.
  • Einschätzung und Planung von Entfernungen möglich. Was bisher undenkbar war, wird nun schrittweise zur Realität. Die zuverlässige Projektplanung und -roadmap nimmt Gestalt an.
  • Sprints sind in greifbare Nähe. Vor dem gleichmäßigen schnellen Laufen sollte man zunächst sicher laufen lernen. Doch dann stehen auch die übrigen Elemente wie Story Points, Sprints, etc. auf der Umsetzungsliste.

Fazit

Der hier aufgezeigte Ansatz der frühagilen Bildung ist eine andere Sichtweise auf die Einführungsphasen von Agilität in einer Organisation.

Beim Aufwachsen von Kleinkindern kann man sehr gut beobachten, wie diese sich schrittweise immer wieder neue Dinge beibringen und Gelerntes optimieren. Sie gehen häufig in Retrospektiven mit sich selbst und holen sich Rat bei den Scrum Mastern (Eltern). Oder widersprechen ihnen vehement, da sie eigene Ideen und Vorstellungen haben.

Meiner Meinung nach eignet sich eine schrittweise Einführung von agilen Methoden auch in Organisationen. Diese sollte man durch Trainings und Coaching begleiten und viele Elemente zum Feedback-Holen und -Geben bereitstellen. Auch die Einführung von Agilität sollte agil verlaufen mit häufigen Teil-Lieferungen anstelle eines großen Big-Bang „und nun arbeitet mal agil!“.

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